Philosophische Vorlesungsreihe im Podcast-Format: Hochschule Biberach und Wieland-Stiftung über kosmopolitisches Denken

von | 18. März 2021 | Allgemein

An einer Hochschule für angewandte Wissenschaften sind philosophische Vorlesungen eher ungewöhnlich. An der Hochschule Biberach (HBC) werden sie als zusätzliche Reflexionsebene seit einem Semester angeboten und zwar im Rahmen des Studium generale. Dieses Programm ermöglicht Studierenden in Vorlesungen und Workshops, die nicht im direkten Zusammenhang mit ihrem eigentlichen Fachstudium stehen, den Blick über den Tellerrand und die Möglichkeit, andere Techniken und Sichtweisen auszuprobieren. Dazu zählt neben Fotografie das Erlernen von Fremdsprachen aber auch die Philosophie, die dank Gastprofessor Harald Schwaetzer bereits zum zweiten Mal angeboten wird, u.a. in Form eines Podcasts, der nicht nur Studierenden offensteht.

In der neuen Podcastreihe spricht Prof. Harald Schwaetzer gemeinsam mit Anette Schober-Knitz, Pressesprecherin der Hochschule Biberach, über verschiedene aktuelle Themen aus der Sicht der Philosophie. Denn gerade in Zeiten, wie wir sie gegenwärtig erleben, „vermag die Philosophie wesentliche Hilfestellungen und Anregungen geben, um Orientierung zu gewinnen.“

Im Mittelpunkt der akustischen Vorlesungen steht im Sommersemester 2021 die Frage, wie Menschen gemeinsam Wandel gestalten können. Dazu thematisiert die Reihe zunächst den Begriff der „Grenze“, der nicht nur politisch und ökologisch zentral ist, sondern auch positiv ein auszeichnendes Element einer Gemeinschaft von Menschen sei, die nicht nur eine Masse bilden. Von da aus geht Harald Schwaetzer in der Reihe auf „Begegnung“ über: „Durch und in Begegnungen gestalten wir uns selbst und die Welt: Seien es Begegnungen mit Menschen, der Natur oder Geistigem. Begegnung ist die Form, die zu Wandel führen kann, heutzutage gerne als „Changemaking“ bezeichnet.“ So ergeben sich im dritten Podcast die Fragen: Wie kommt ein solcher Wandel zustande? Wie gestalten wir ihn und er uns? Dabei müssen wir bedenken, wie es um unsere eigenen Fähigkeiten zu einem „Sinneswandel“ bestellt ist und um unsere Möglichkeiten, Welt und Sinn wahrzunehmen. Wo ich Sinn einfach nur als „meinen Sinn“ setze oder erlebe, sei die Gefahr groß, so der Philosoph im vierten Podcast, die Welt zu übergehen und mich selbst zu täuschen. Weiterführender sei es, sich zu besinnen, wie man Sinn in der Begegnung mit und durch Welt erlebt.  

Diese Gedankengänge lassen sich in der Idee des Kosmopolitismus zusammenfassen – der Idee von globaler Tragweite und der Vision, dass alle Menschen BürgerInnen einer Welt, sogar eines Kosmos‘ sind. Das Konzept des Kosmopolitismus geht auf die Antike zurück und hat besonders durch und in der Zeit von Christoph Martin Wieland (1733-1813), der ein bedeutender Vertreter des Kosmopolitismus war, eine Renaissance erfahren. Der Dichter, Übersetzer und Herausgeber lebte zur Zeit der Aufklärung und verbrachte viele Jahre seines Lebens in Biberach.  

Dr. Kerstin Bönsch, Geschäftsführerin der Wieland-Stiftung in Biberach, bringt entsprechend im fünften und letzten Podcast die von Harald Schwaetzer entwickelten Gedanken mit denen Christoph Martin Wielands zusammen. Um einen angemessenen und maßvollen Umgang mit den Herausforderungen des Anthropozäns zu gewinnen, ist ein Kosmopolitismus, der geistige, menschliche und geschichtliche Entwicklungen und Wandlungen zu denken und in die Gestaltungsprozesse einzubeziehen vermag, unerlässlich.  

Der Podcast ist ein Vorgeschmack über eine Veranstaltungsreihe zum Thema Kosmopolitismus, die die Wieland Stiftung und die Hochschule Biberach gemeinsam für den Sommer vorbereiten. Geplant sind Formate im Freien – natürlich angepasst an die dann geltenden Regeln. 

Zu dem Podcast geht es hier.