Es herrscht Krieg, Religionskrieg. In den Parolen aller Seiten geht es um die Durchsetzung des wahren Glaubens. Ist Frieden möglich? Verständigung wenigstens denkbar?
Ein fiktives Lehrgespräch mit den Weisen der Völker
über einen Weg zum Frieden im Glauben „in caelo rationis“
– aus christlicher Perspektive
Der Autor macht sich keine Illusionen über die Erfolgsaussichten seines Projekts in der politischen Lage seiner Zeit. Tief beunruhigt, meditiert er über die Möglichkeiten einer Verständigung über den religiösen Glauben, wenigstens im Denken (in caelo rationis). Als Gesprächsrahmen wählt er ein fiktives, lateinisch sprechendes Konzil im himmlischen Jerusalem, dessen geladene Teilnehmer, weise Repräsentanten der Völker seiner Zeit, sich allein der Wahrheit verpflichtet fühlen. In diesem Rahmen skizziert er einen Weg, wie die von allen geschaute Eine Wahrheit mit der faktisch erfahrenen Vielfalt konfligierender „opiniones et coniecturae fluxibiles, similiter et linguae et interpretationes“ (frei übersetzt: von Überzeugungen und Bekenntnissen) versöhnt werden könne.
Die Ergebnisse der Meditation sind nicht unvermittelt auf unsere Lage und unsere Zeit übertragbar. Aber aus ihr lässt sich vieles lernen über die Bedingungen von Denken und Sprechen im Allgemeinen, über die Unentbehrlichkeit sowie den zeitlichen, kulturellen und sprachlichen Horizont von Evidenzen, auch von unseren je eigenen, und von deren unvermeidlichen blinden Flecken.
Angeboten wird ein offenes philosophisches Lektüre-Seminar am Philosophischen Seminar in Verbindung mit der Kueser Akademie für Europäische Geistesgeschichte im Kloster Machern an der Mosel. Das Seminar richtet sich an Studierende der Philosophie aller Semester, auch DoktorandInnen und andere erfahrene Cusanus-LeserInnen sind eingeladen. Erwartet wird über die notwendige Lektürevorbereitung hinaus eine gewisse Vertrautheit mit der lateinischen Sprache und die Bereitschaft, sich auf fremdes Denken einzulassen. Die Sprache der Zeit, in der der Autor schreibt, ist lateinisch und theologisch, sein Denken überraschend modern und aktuell.
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