Warum „Das Älteste Systemprogramm“ nicht veraltet ist

„Die Idee der Menschheit voran, will ich zeigen, daß es keine Idee vom Staat gibt, weil der Staat etwas Mechanisches ist, so wenig als es eine Idee von einer Maschine gibt. Nur was Gegenstand der Freiheit ist, heißt Idee. Wir müssen also auch über den Staat hinaus! – Denn jeder Staat muß freie Menschen als mechanisches Räderwerk behandeln; und das soll er nicht; also soll er aufhören.“

Portrait Friedrich Hölderlin
Das Älteste Systemprogramm des deutschen Idealismus, Auszug.

Als Herkunft dieser Zeilen vermutet man keinen Text vom Ende des 18. Jahrhunderts, der sogenannten Goethezeit, vor allem nicht aus der Zunft der besonnenen und abwägenden Philosophie. Heute lässt uns so manches Vorurteil die Denker der Vergangenheit (unbewusst?) unterschätzen oder sie als reaktionärer bewerten als Gegenwartsautoren. Der im Nachhinein hinzugefügte Titel „Das Älteste Systemprogramm des deutschen Idealismus“, aus dem der obige Textauszug stammt, mag in diese Richtung weisen und zudem irreführend klingen.

Allerdings haben wir es hier mit einem Textentwurf zu tun, dessen Aktualität so brennend ist, so umwerfend – denkerisch wie politisch –, dass wir ihn eher als Keim für eine mögliche Zukunft verstehen dürfen denn als veraltetes Dokument. Die ‚Idee der Menschheit‘ steht auf dem Spiele: Wie lässt sie sich in einer nicht staatlich organisierten Kultur realisieren? Wer diese Gedanken kennenlernen möchte, sei herzlich eingeladen zu unserem Seminar aus der Reihe „Bilder des Menschlichen“ unserer GEISTESGESCHICHTE

„Und daher trinken himmlisches Feuer jetzt /
Die Erdensöhne ohne Gefahr.“

1797 verfassen in gemeinschaftlichem Denken die drei Freunde Hegel, Schelling und Hölderlin einen Entwurf des sog. „Ältesten Systemprogramms des deutschen Idealismus“: eine Zukunftsvision, die auf eine Zusammenführung der menschlichen Seelenkräfte in einem bildhaften Bewusstsein zielt. Aus diesem die reine Vernunft überwindenden, poetisch-künstlerischen, gesteigerten Bewusstseinszustand sollen neue Formen des menschlichen Zusammenlebens, ja der gesamten kulturellen Entfaltung entstehen. Friedrich Hölderlin war derjenige, der im Weiteren diesen Entwurf in seiner Dichtung versucht hat, konkret und existenziell zu leben. Im Seminar werden wir den Text des „Systemprogramms“ kennenlernen und Hölderlins Gedichtentwurf „Wie wenn am Feiertage…“ als Neubestimmung der Poesie zu verstehen suchen.

Seminarzeiten
Freitag, 15:00 – 18:30 Uhr
Samstag, 9:30 – 18:00 Uhr
Sonntag, 9:30 – 13:00 Uhr

Seminarleitung
Dr. Harald Schwaetzer,
Dr. Lydia Fechner

Veranstaltungsort
Rudolf Steiner Haus,
Zur Uhlandshöhe 10,
70188 Stuttgart

Teilnahmebeitrag
Einzelseminar: 190 EUR
inkl. Pausenverpflegung und Bio-Mittagessen am Samstag
Ermäßigung (auf 150 EUR) für Studierende und auf Nachfrage möglich!

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Die Reihe GEISTESGESCHICHTE finden Sie hier.