Die „Lectiones psychologicae“ sind Forschungskolloquien, die sich einer aus der Philosophie heraus entwickelten Psychologie widmen. Im Kolloquium werden relevante Texte aus allen Jahrhunderten gemeinsam gelesen, diskutiert und mit Blick auf die Gegenwart systematisch ausgewertet. Die textliche Grundlage dieser „Lectio psychologica“ bildet der 3. Vortrag aus den Acht psychologischen Vorträgen (Jena 1872) von Carl Fortlage mit dem Titel Über die Einbildungskraft.

Die „Lectiones psychologicae“ sind eine Veranstaltung des Philosophischen Seminar gemeinsam mit der Universität Witten/Herdecke (Lehrstuhl für Grundlagen der Psychologie) und der Freien Hochschule Stuttgart (Lehrstuhl für Philosophie und Erkenntnistheorie). Organisation: Prof. Dr. Harald Schwaetzer

Vielen Dank an David für den nachfolgend eingestellten Bericht vom Kolloquium:

Um 1870, in einer Zeit, in der die Weimarer Klassik und der deutsche Idealismus nur noch nachklingen, die ersten industriellen Maschinen schon auf Hochtouren laufen, aber die Expansion der modernen Naturwissenschaft noch bevorsteht, hält Carl Fortlage seinen Vortrag „Über die Einbildungskraft“.
Fortlage spricht nicht bloß über Einbildungskraft und Fantasie, sondern lässt sie durch seinen Vortrag leben. In dieser Fülle aus Bezügen auf viele verschiedene literarische Werke, zeitgemäßen Fantasiebildern und lebendigen Gedanken gelingt es Fortlage, verschiedene Formen der Fantasie zu gliedern und die lebendige Einbildungskraft als bedeutsame Fähigkeit der menschlichen Seele hervorzuheben. In seinem Denken scheidet sich Fortlage von den naturwissenschaftlich ausgerichteten Psychologen seiner Zeit ab und verfolgt stattdessen die geistigen Stränge von u. a. Schiller und Goethe weiter.
In gemeinsamer Textarbeit wurden die Gedanken von Fortlage nachvollzogen und zur Gegenwart in Verbindung gestellt.