Günther Anders schreibt in seinen Philosophischen Stenogrammen: „Philosophieren ist kein job. Sondern eine Beschäftigung, die darin besteht, dass man sich für die Versuchungen durch philosophische Fragen pausenlos offenhält.“
Zum Begleitstudium I: Denken ist „zu nichts nütze“
Hannah Arendt schreibt in ihren Überlegungen zum Denken: „Das Denkvermögen ist für den gewöhnlichen Lauf der Dinge nicht nur ‚zu nichts nütze‘ […], sondern es ist auch in gewissem Sinne selbstzerstörerisch, [indem] es sich mit dem Denken so verhält, wie mit dem Schleier der Penelope…“
Wege zum Werden II: Gibt es eine wertfreie Wissenschaft?
Wir pochen gerne auf die Wertfreiheit von wissenschaftlichen Aussagen. Denn dann können sich keine persönlichen Vorlieben in unsere Urteile einmischen – glauben wir. Wissenschaft, so liesse sich versuchsweise behaupten, ist streng objektiv und wertfrei.
Wege zum Werden I: Wozu brauchen wir Metaphysik?
Metaphysisch nennt man eine allgemeine Aussage, deren Gehalt und Wahrheitsanspruch nicht aus der äusseren Erfahrung gedeckt ist. Sogenannte metaphysische Aussagen sind häufiger, als man denkt. Selbst eine Aussage wie diejenige, dass Gott nicht existiert, ist keineswegs metaphysikfrei.
Zur Quelle des Friedens und zum Anfang des Krieges
Der Krieg in der Ukraine, so wie die vielen anderen Kriege auf der Welt schockieren, ängstigen und beschäftigen uns alle – ob wir nun menschliche Beziehungen in die Krisengebiete haben oder die Ereignisse über die mediale Vermittlung verfolgen.
Ein Bild des Menschseins: Rogier van der Weydens Anbetung der Könige
Auf der Mitteltafel des Columba-Altars von Rogier van der Weyden sind die drei königlichen Philosophen aus dem Morgenland zu sehen, die den Aufgang des Sterns erkannt haben. Wie vom hohen Ross herabgestiegen und barhäuptig bringen sie ihre Weisheitsgaben dem nackten...
„[Eckermann] bleibt, wegen fördernder Teilnahme, ganz unschätzbar.“ – Johann Wolfgang von Goethe
„… Weit entfernt aber bin ich auch wiederum, zu glauben, daß hiermit nun der ganze innere Goethe gezeichnet sei. Man kann diesen außerordentlichen Geist und Menschen mit Recht einem vielseitigen Diamanten vergleichen, der nach jeder Richtung hin eine andere Farbe...
Wollen wir wachen oder schlafen?
„Es ist am sichersten und vollkommen, dass der Geist sich durch immer mit Bewusstsein versehene und wache Hut daran gewöhnt, seine Gedanken zu unterscheiden und bei der ersten Regung der Seele entweder zu billigen oder zu missbilligen, was sie denkt, damit sie...
Mit dem schauenden Denken wahrnehmen lernen
„Wer sich heute auf die Wahrnehmung dessen beschränkt, was der Augenblick gerade an Sichtbarem bietet, der verfehlt die Realität. […] Wirkliches Sehen ist heute nur möglich bei geschlossenen Augen […].“ (Aus: Anders, Günther: Der Mann auf der Brücke. Tagebuch aus...
Shakespeares Impuls für das Anthropozän
„Bravely, my diligence. Thou shalt be free!“ Mit diesen Worten erhält der Luft- und Naturgeist Ariel am Schluss von Shakespeare‘s Drama „The Tempest“ die Freiheit. Sehr seltsam muten uns diese Worte an, wenn wir uns ihren Kontext im Drama vor Augen führen. Ariel ist...
Das Horizontale steht höher als das Vertikale
Auch wenn Goethe kein Philosoph war und es auch nie sein wollte, haben seine Schriften immer eine Dimension, die oft tiefer reicht als manche begriffliche Abhandlung. In seinem „Märchen“, das als letzte der sieben Erzählungen in den „Unterhaltungen deutscher...
Den Blick für die Natur verlebendigen: Die Malerei Paul Cézannes als innerer Entwicklungsweg
„Die Natur ist nicht an der Oberfläche, sie ist in der Tiefe.“Paul Cézanne Der malende Philosoph Cézanne hat den modernen Blick in eine lebendige Natur, zumindest in der Geschichte der Kunst, maßgeblich geprägt. In den Jahrhunderten zuvor hatte man Natur und...
Die Radikalität der Klassiker – Das Älteste Systemprogramm des deutschen Idealismus
„Die Idee der Menschheit voran, will ich zeigen, daß es keine Idee vom Staat gibt, weil der Staat etwas Mechanisches ist, so wenig als es eine Idee von einer Maschine gibt. Nur was Gegenstand der Freiheit ist, heißt Idee. Wir müssen also auch über den Staat...
Denklicht: Ein Intellekt auf der Suche nach Wahrheit
„Im Menschen kommt diese Verstellungskunst [des Intellekts, LF] auf ihren Gipfel: hier ist die Täuschung, das Schmeicheln, Lügen und Trügen, das Hinter-dem-Rücken-Reden, das Repräsentiren, das im erborgten Glanze Leben, das Maskirtsein, die verhüllende Convention, das...
Ein Ich, das sich selbst anschauen kann
„Das Leben ist notwendig selig, denn es ist die Seligkeit“ (Johann Gottlieb Fichte) Fichtes Satz scheint unserer Erfahrung zu widersprechen. Leben ist sicher nicht reine Seligkeit, sondern zumindest auch Leiden; für manches religiöse Denken gilt sogar „Leben ist...