Nicht nur für den anstehenden Forschungsworkshop zu Troxler haben Sophie Asam und Harald Schwaetzer zwei seiner Schriften neu herausgegeben: Die Doppeledition von „Über das Leben und sein Problem“ (1807) und „Elemente der Biosophie“ (1807) soll im Laufe des Jahres beim Aschendorff Verlag erscheinen. Den Teilnehmden am Workshop liegt sie bereits vor, auch Sie erhalten am Ende dieses Beitrags einen Auszug. Zu dieser schönen Gelegenheit gibt es dann doch noch ein paar Fragen an Sophie Asam.
Warum eine neue Troxler-Ausgabe?
Sophie Asam: Im Sommer 2023 hat das Philosophische Seminar den restlichen Nachlass der Bücher von Frank Teichmann erhalten, dank der großzügigen Spende von Frau Teichmann und einem Kreis an Unterstützerinnen und Unterstützern. Darunter befand sich auch ein Exemplar des Erstdrucks jener kleinen Schrift „Elemente der Biosophie“ von Ignaz Paul Vital Troxler. Diese Schrift war nun schon seit Langem vergriffen und ebenfalls seit Langem hatte Harald Schwaetzer Brigitte Hilmer die Edition des zeitlich und inhaltlich eng damit verknüpften „Über das Leben und sein Problem“ zugesagt – also haben wir den Fund im Nachlass zum Anlass genommen, beide Schriften zu edieren und werden sie nun in wenigen Wochen im Aschendorff Verlag publizieren.
Was ist so wichtig an den beiden Schriften, dass Ihr sie wieder zugänglich macht? Worum geht es?
Sophie Asam: Die beiden Schriften gehören zu den sehr frühen philosophischen Werken von Troxler. Nach dem „Grundriß der Theorie der Medicin“ (1805) führen sie hin auf das Werk „Blicke in das Wesen des Menschen“ (1812), das als Troxlers originellste Arbeit gilt. Insofern ist es sehr spannend, die zeitlich nur wenige Jahre zuvor verfassten Schriften zum Vergleich heranzuziehen. Denn sie enthalten schon viele der zentralen Gedanken in ihren Grundzügen! Trotzdem finden sich auch deutliche Unterschiede: Troxler hat die Wende zur Anthropologie noch nicht endgültig vollzogen, die früheren Schriften sind noch viel enger mit naturphilosophischem Gedanken verknüpft – allen voran in Anlehnung an Schelling, dessen Naturphilosophie einer unserer Forschungsschwerpunkte ist. Besonders ist auch, dass „Über das Leben und sein Problem“ in einer ziemlich turbulenten Zeit in Troxlers Leben verfasst wurde – auf seiner Flucht vor dem Haftbefehl der Schweizer Regierung. Und trotzdem – oder gerade deshalb – entsteht ein unglaublich verdichteter Text, der vom ersten bis zum letzten Satz durchdacht und durchkomponiert ist.
Es ist ja nun deutlich mehr geworden als ein Wiederabdruck – was ist das besondere an der Edition?
Sophie Asam: Ja, das stimmt. Seit einem Jahr arbeiten wir am Philosophischen Seminar mit dem Textsatzsystem LaTeX und einem Paket eigens für kritische Editionen (reledmac). Das hat uns ermöglicht, die Edition um einen zwar noch recht kurzen Stellenkommentar, aber auch verschiedenste Verzeichnisse zu erweitern. Außerdem haben wir neben der gewöhnlichen Zeilennummerierung eine zusätzliche Absatzzählung für die kleine Schrift „Über das Leben und sein Problem“ hinzugefügt. Dadurch wird es hoffentlich leichter, sich die besondere Komposition dieser Schrift vor Augen zu führen!
Vielen Dank, Sophie!
Hier können Sie sich eine kostenlose Vorschau der Edition herunterladen.