Wenn Meister Eckhart heute zu den viel gelesenen mittelalterlichen Schriftstellern gehört, so liegt das an der Ausstrahlung seines Deutschen Werkes. Sein lateinisches Werk findet hingegen viel weniger Beachtung. Dabei bildet es das Fundament seines Denkens, seine „Summa theologica“. Diese Vergessenheit hat mehrere Gründe: die lückenhafte Überlieferung, der Mangel an Übersetzungen, insbesondere ins Französische, und die Komplexität des Werkes. Nachdem die Forschergruppe um Marie-Anne Vannier dazu beigetragen hat, dieses lateinische Werk bekannt zu machen, indem sie
die bislang überlieferten Werke ins Französische übersetzt haben, wird nun der inhaltliche Kern des Eckhartschen Werkes herausgearbeitet, seine theologische Bedeutung. Das vorliegende Buch stellt dabei eine besondere Wegmarke dar. Der Leser wird entdecken, wie sehr das Lateinische Werk gleichsam die ursprüngliche Geburtsstätte der Gedanken des Deutschen Werkes ist, aber auch, wie die großen Thesen des Deutschen Werks (die Geburt Gottes aus der Seele, die Gerechtigkeit, das Bild…) bereits im Lateinischen Werk enthalten sind. Letzteres ist in der Tat in seinem moralischen Teil „Materie für Predigten“ (Johanneskommentar, Nr. 707). Der Band nimmt auch die Schlüsselrolle von Nikolaus von Kues in den Blick, und zwar nicht nur bei der Verbreitung des Eckhartschen Werkes im Sinne der Überlieferung, sondern auch in der Aufnahme der Gedanken Eckharts in einer originären Relektüre, die den Fokus auf den dessen spezifischen philosophisch-theologischen Beitrag in seiner bis heute währenden Aktualität lenkt.
Zur französischen Buch-Ankündigung geht es hier. Das Buch kann für 24,00 EUR hier erworben werden.