„Denn das Auge ist spiegelhaft und ein Spiegel.“
Nikolaus von Kues
In seinem Traktat „De visione dei“ versucht der Philosoph und Theologe Nikolaus von Kues (1401–1464) einer Gruppe von Mönchen mithilfe einer Ikone zu vermitteln, dass Gott jeden Einzelnen auf gleiche Weise anblickt: gleichzeitig und unabhängig davon, wo sich die Personen gerade befinden, ob sie stehen oder sich bewegen. Dieser Blick ist im Verständnis der christlichen Tradition jedoch nicht als Aufforderung zur täglichen Selbstoptimierung gemeint, wie sie uns heute nicht nur im Selfie begegnet. Zur Zeit des Cusanus konnte das Selbstporträt als höchster Ausdruck der Darstellung der Gottesebenbildlichkeit des Menschen gelten. In der Ikone in „De visione dei“ wird der Betrachter ins Bild mit einbezogen und kann auf diese Weise die Erfahrung der Spiegelung mitvollziehen. Die Ikone wird damit zum Medium der Gotteserkenntnis, die zugleich Selbsterkenntnis ist. Das Auge wird zum Spiegel der Welt, die sich dem Betrachter nun zum Bild der göttlichen Schöpfung verwandelt.
Mit Vorträgen von Prof. Dr. Inigo Bocken, KU Leuven und Universität Nijmegen, Prof. em. Dr. Tilman Borsche, Universität Hildesheim, PD Dr. Kirstin Zeyer, Universität Oldenburg.
Veranstalter: Katholische Akademie in Berlin e.V., Hannoversche Str. 5, 10115 Berlin, Tel.: 030-28 30 95-0. Tagungsgebühr inkl. Verpflegung: 20 €. Anmeldung bis 22. Januar 2023 per E-Mail an: