Newsletter Dezember 2020

von | 14. Dezember 2020 | Newsletter

Liebe Leserinnen und Leser,

das Jahr neigt sich dem Ende zu – mit diesem letzten Newsletter möchten wir Sie daran teilhaben lassen, was sich in den letzten Monaten im Philosophischen Seminar ereignet hat. 

Ein Höhepunkt ist dabei für uns, dass wir unsere philosophische Arbeit mit immer mehr Menschen aller Altersklassen und verschiedenster Berufsgruppen teilen können: Denn sowohl die Studierenden der Studiengangsinitiative „Selbstbestimmt studieren“ als auch zwei Gruppen der berufsbegleitenden Weiterbildung LEBENDIGE PHILOSOPHIE starteten in diesem Herbst und Winter mit uns in ein neues Studienjahr. 

Weitere Neuigkeiten zum Philosophie-Podcast von Harald Schwaetzer an der Hochschule Biberach sowie zum neuen Logo des Philosophischen Seminars finden Sie weiter unten in diesem Newsletter. Ganz unten lesen Sie zum Thema Forschung des Philosophischen Seminars.

Über Ihre Rückmeldung, Ihr Interesse und Ihre Fragen freuen wir uns!

Wir wünschen Ihnen allen ein besinnliches und friedliches Weihnachtsfest und ein gesundes Neues Jahr 2021!

Ihr Team des Philosophischen Seminars der 
Kueser Akademie für Europäische Geistesgeschichte

Denken schenken

Suchen Sie noch nach einem sinnvollen Weihnachtsgeschenk? Dieser philosophische Begleiter für die Persönlichkeitsentwicklung könnte die Lösung sein.

Das Werde-Buch 1 möchte auf das Selbstverständlichste unseres täglichen Lebens aufmerksam machen. Auf etwas, das wir alle mit uns herumtragen, von dem her wir denken und handeln und das gerade aufgrund seiner Selbstverständlichkeit zumeist verborgen bleibt: unser Bild vom Menschen.

Die Frage nach dem, was den Menschen ausmacht, ist so alt wie die Geschichte des Menschen selbst. Und sie ist zugleich immer neu, denn sie wird von jedem Menschen in jedem Moment seines Lebens in seinen Gedanken, Gefühlen und Handlungen erneut beantwortet – auch wenn es unbewusst geschieht.

Im Mittelpunkt dieses Buches steht die Frage, wie ein Menschenbild in uns entsteht. Die Reflexion dieses Prozesses und seine souveräne, gestaltende Aneignung durch den Menschen selbst, werden wir ein „lebendiges Menschenbild“ nennen.

Darüber hinaus ist es ein Buch für Werdende, ein Übungs- und Arbeitsbuch, das dazu anleiten möchte, das Erkennen des eigenen Menschseins selbst zu kultivieren und zu pflegen.

Hier können Sie das Werde-Buch direkt beim Aschendorff Verlag bestellen. 

Zwei neue Jahrgänge LEBENDIGE PHILOSOPHIE

Anfang Dezember begannen wir das zweite Jahr der berufsbegleitenden Weiterbildung LEBENDIGE PHILOSOPHIE: Diesmal mit zwei neuen Jahrgängen, dem Aufbaujahr (2. Jahr der Weiterbildung) und dem neuen Grundjahr mit 15 TeilnehmerInnen aus dem Gesundheitswesen, der Wirtschaft sowie aus sozial-therapeutischen Arbeitsfeldern. 

Unser neuer Gastgeber für die Seminarreihe ist das Evangelische Studienzentrum Haus Birkach in Stuttgart, wo wir herzlich empfangen wurden. Durch die zentrale Lage sind wir damit leichter erreichbar für Menschen aus Organisationen in Stuttgart und dem süddeutschen Raum. Unter Berücksichtigung der Hygienemaßnahmen vor Ort konnte unser Seminar erfreulicherweise noch in Präsenz stattfinden.

Wie im ersten Grundjahr war unser philosophischer Begleiter im ersten Seminar der Philosoph Martin Buber. Sein Text „Der Weg des Menschen“ war die Grundlage für die Textarbeiten in Gruppen, in denen die Teilnehmenden gemeinsam die zentralen Gedanken Bubers zur menschlichen Selbstentwicklung herausarbeiteten. 

Diese wurden ergänzt durch praktische Erfahrungen aus dem Berufsalltag, z.B. zu den Themen Konflikt, Entscheidung oder Selbstbesinnung. Am Ende hatten die Teilnehmenden sich ein eigenes Instrument zur praktischen Selbstentwicklung erarbeitet, das sie bis zum nächsten Seminar in ihrem Alltag erproben werden: „Prüfe deine Impulse“ oder auch: „Übernimm Verantwortung“ – wir wandten Bubers „Weg“ auf uns selbst an und formulierten Handlungsimpulse für konkrete berufliche Alltagssituationen. 

Das Aufbaujahr, das fast die gesamte Gruppe des ersten Grundjahrs gemeinsam begann, trat philosophisch betrachtet einen weiteren Schritt in die Vergangenheit an: Lessings Text „Die Erziehung des Menschengeschlechts“ bildete mit seinem in der Geschichte sich entwickelnden Ich-Begriff den Auftakt der nächsten sechs Seminare, in denen besonders das Thema „prozessuale Entscheidung“ eine wesentliche Rolle spielen wird. 

Wie entscheide ich und wer in mir entscheidet eigentlich? Wie kann ich lernen, einen Entscheidungsprozess bewusst zu initiieren und dann in der Praxis und der Umsetzung konkret zu gestalten? Dies waren und werden die begleitenden Fragen auf diesem Weg sein.

Wie bei jedem Seminar erlebten die Teilnehmenden die Seminarthemen anhand von praktischen und für Zuhause anwendbaren Übungen, wie z.B. zur Lenkung der Aufmerksamkeit und dem Bewusstwerden der besonderen Art des eigenen Denkens; zum Hören und Zuhören, neuer Musik sowie einer Bildbetrachtung des Rembrandt-Gemäldes „Der auferstandene Christus“ zur Schulung der Wahrnehmung und Vertiefung des Seminarthemas.

Wir freuen uns jetzt schon auf das zweite Seminar Ende Februar!

Alle Infos zum Grund- und Aufbaujahr LEBENDIGE PHILOSOPHIE finden Sie immer auf hier unserer Homepage.

ZeitFragenDialog: Neuer Podcast mit Harald Schwaetzer

Im Rahmen der Lehrtätigkeit Harald Schwaetzers im Studium Generale der Hochschule Biberach ist eine Podcast-Serie mit philosophischen Gesprächen entstanden. In der ersten Folge „Philosophie als fragende Orientierung“ geht es um die Frage, was eigentlich der Gegenstand der Philosophie ist und welche Bedeutung sie für den Alltag hat. Alle Folgen des Podcasts sind hier zu finden.

Ein neues Logo für das Philosophische Seminar

Das Philosophische Seminar hat in Zusammenarbeit mit dem Künstler Christoph Schomann ein Logo mit dem Motiv einer schwingenden Glocke erarbeitet. Warum?

Geschenke, die dem Schenker selbst etwas bedeutet haben und vielleicht noch bedeuten, erhält man selten. Die dargestellte Glocke existiert wirklich, und sie ist eine Gabe, die uns im Sommer 2019 von Wolfgang Gutberlet überreicht wurde. Die Glocke, die viele Jahre hindurch auf seinem Wohnhaus die Zeit im Stundentakt tönend teilte und verkündete, wurde durch eine neue und klangvollere ersetzt. Die nun „arbeitslos“ gewordene Glocke erhielt das Philosophische Seminar. Sie steht seitdem in unserem Seminarraum in Machern und erinnert uns an das Jahr der Gründung und an einen Menschen, der unser Projekt von Anfang an als Schenker und Unterstützer mitgetragen und ermöglicht hat.

Als wir überlegten, wie unser Logo aussehen könnte, was sehr schnell klar, dass wir das Glockenmotiv wählen wollten. Sie ist ein Symbol für den Ausspruch aus Goethes „Märchen“: „Es ist an der Zeit“, das uns als Ausdruck von geistigem Aufbruch und Geschichtsbewusstsein begleitet. Sie erinnert uns daran, dass wir gerufen sind, unseren Beitrag in der Welt zu leisten. Und sie ist Zeichen der Dankbarkeit für das Vertrauen von Menschen, die uns beschenken – in welcher Form auch immer.

Ein neuer Jahrgang der Studiengangsinitiative „Selbstbestimmt Studieren“ 
Von Ella Brillo und Ante Leutloff

Die ersten Schritte einer neuen Generation der Studiengangsinitiative sind getan. Im November haben wir uns als zweiter Jahrgang in diesem außergewöhnlichen Projekt gefunden und nun liegen bereits die ersten Seminare hinter uns.

Nach turbulenten und aufregenden Ersti-Tagen konnten wir es gar nicht abwarten: Wie sieht das, was wir hier wagen, in der Praxis aus?

Es war zunächst allerdings noch sehr unklar, ob und wie wir in der Corona-Situation überhaupt Seminare stattfinden lassen könnten. Also haben wir ein Hygienekonzept erarbeitet, welches z.B. Kochen und Essen in Kleingruppen und ein angepasstes Verhalten im Seminarraum vorsieht. Diese Einschränkungen sind uns einerseits nicht immer leichtgefallen, andererseits schätzen wir uns sehr glücklich, überhaupt an Präsensveranstaltungen teilnehmen zu können. Wie so oft wohnte diesem Anfang ein Zauber inne, der uns durch die Tage voller Input, Organisationstreffen und Gruppenfindungsprozessen getragen hat.

Gestartet sind wir mit einem Seminar zum Thema ‚Selbstbestimme Bildung‘ zusammen mit Harald Schwaetzer. Weiter ging es zusammen mit Paula Kühne, die uns das erste Mal die ‚Erkenntnistheorie‘ nahebrachte. Zuletzt haben wir gemeinsam mit Fabian Warislohner den Grundstein für das ‚Wissenschaftliche Arbeiten‘ gelegt. Angeschlossen an das letzte Seminar beschäftigten wir uns in einem Workshop mit der ‚Gewaltfreien Kommunikation‘.

Viele haben in den letzten Wochen die ersten Berührungspunkte mit der Philosophie gehabt, es eröffnete sich eine neue Art zu Denken und mit bereits Gedachtem zu arbeiten. Da halfen die täglichen Spaziergänge durch die idyllische Rhön, das Erlernte sacken zu lassen.

Durch diese intensive erste Zeit entstand in unserer Gruppe schnell ein Gefühl der Gemeinschaft.

Wir freuen uns sehr auf unser nächstes Seminar ‚Grundprobleme der Gegenwart‘ und darauf, gemeinsam den ungeebneten Bildungsweg zu beschreiten.

Neuigkeiten in der Forschung

Heinrich Barth-Forschung

Unter der Leitung von Johanna Hueck und Harald Schwaetzer trafen sich Ende Oktober eine kleine Gruppe von MA-Studierenden in Kloster Machern, um in die Editionspraxis der Heinrich Barth-Forschung eingeführt zu werden. Im Mittelpunkt stand dabei eine unveröffentlichte, als handschriftliches Manuskript in Sütterlin vorliegende Augustinus-Vorlesung, deren erster Teil bereits gemeinsam textkritisch transkribiert werden konnte. Die Vorlesung soll im kommenden Jahr veröffentlicht werden.

Der für Ende Oktober in Basel geplante Workshop zur Frage des Bösen bei Hannah Arendt und Heinrich Barth musste aufgrund von Reisebeschränkungen verlegt werden. Er wird am 23. und 24. Juli 2021 nachgeholt. Die schrittweise Aufarbeitung des Barth-Nachlasses geht voran. Wie oben bereits erwähnt, wird als nächstes eine Augustinus-Vorlesung beim Roderer-Verlag erscheinen.

Neue Publikation zum Verhältnis von Kunst und Technik in der Renaissance

Die wegen Corona ausgefallene Tagung in Buenos Aires zum Verhältnis von Kunst und Technik in der Renaissance, insbesondere bei Nikolaus von Kues und Leonardo da Vinci wird vor Weihnachten als Band der „Internationalen Zeitschrift für Kulturwissenschaften“ erscheinen. Sie wird Beiträge enthalten von Claudia D’Amico (Buenos Aires), José González Ríos (Buenos Aires), Gianluca Cuozzo (Turin), Kazuhiko Yamaki (Tokyo) sowie Kirstin Zeyer, Wolfgang Christian Schneider und Harald Schwaetzer vom Philosophischen Seminar. Die Publikation ist eine Zusammenarbeit innerhalb des Internationalen Klaus-Reinhardt-Instituts. Die „Internationale Zeitschrift für Kulturwissenschaften“ ist an der Universität Trier im Rahmen der DFG Kollegforschungsgruppe „Lyrik in Transition“ angesiedelt; geschäftsführende Herausgeberin ist Henrieke Stahl.

Themenheft zum Thema Universität im 21. Jahrhundert

Anfang des Jahres wird ein Themenheft der „Allgemeinen Zeitschrift für Philosophie“ zum Thema der Universität im 21. Jahrhundert erscheinen. Es wird von Harald Schwaetzer herausgegeben. Die Beiträge stammen von Ursula Frost, Johanna Hueck, Dieter Lamping und Salvatore Lavecchia. Aus unterschiedlichen Blickpunkten: Gegenwart, 20. Jahrhundert (Jaspers), 1800 und Antike werden in kritischer Diskussion Desiderate und Aufgaben für eine Weiterentwicklung der Universität und der Bildung formuliert.

Inigo Bocken wird zum Professor für Mystische Theologie an der Universität Leuven ernannt

Inigo Bocken, assoziierter wiss. Mitarbeiter des Philosophischen Seminars und Direktor des Titus Brandsma-Institut der Universität Nijmegen (NL), wird am 1.2.2021 zum Professor für Mystische Theologie an der Universität Leuven (BE) ernannt. Die Universität Leuven ist im Bereich der Katholischen Theologie und der Philosophie des Mittelalters eine der bedeutendsten und größten. Der Arbeitsbereich von Inigo Bocken beschränkt sich aber nicht auf christliche Mystik des Mittelalters, sondern schließt ausdrücklich interkulturelle Mystik und Mystik der Gegenwart mit ein. Das Philosophische Seminar wird dadurch in seinen eigenen Schwerpunkten unterstützt, und wir freuen uns, dass Inigo Bocken weiter Mitglied des Seminars bleiben wird.