Newsletter Oktober 2023

von | 19. Oktober 2023 | Newsletter

Klee: Vorsicht Schlangen!
Paul Klee, Vorsicht Schlangen! (Detail), 1938.

Liebe Leserin, lieber Leser,

das PHILOSOPHISCHE SEMINAR ist mit seinen Aktivitäten und Kooperationen international aufgestellt – nicht nur in der Cusanus-Forschung. Als ein Schwerpunkt zeigt sich gerade das ferne Japan: Im Zusammenhang mit einem Kongress über Atmosphären in Kobe, über den Harald Schwaetzer unten berichtet, konnten Prof. Dr. Yuho Hisayama und sein Kobe Institute for Atmospheric Studies als neue Kooperationspartner gewonnen werden. In dem aktuellen Coincidentia-Band zum „Kosmopolitismus“ finden sich u. a. Beiträge einer Tagung der Japanischen Gesellschaft für Germanistik. Und in der Reihe „Philosophie interdisziplinär“ ist kürzlich ein zweiter Band zu Schuberts „Winterreise“ von dem in Japan sehr bekannten Musikwissenschaftler und -kritiker Tokihiko Umezu erschienen.

Zudem berichten wir über die neuen Jahreskurse in unserem philosophischen Studium generale DENKWÜRDIG sowie neu entwickelte Angebote der Weiterbildung LEBENDIGE PHILOSOPHIE.

Wir wünschen Ihnen einen gute Früchte tragenden Herbst und freuen uns auf Ihre Mitarbeit!

Es grüßt Sie herzlich
Stephan Stockmar
im Namen der Mitarbeitenden des PHILOSOPHISCHEN SEMINARS



Header: Veranstaltungen


Header: Weiterbildung

Neue Angebote der Weiterbildung LEBENDIGE PHILOSOPHIE

1. Wirklich wahrnehmen – Sich orientieren – Souverän entscheiden

Herausforderungen meistern und Lösungen finden: Dazu muss man, egal ob beruflich oder im Alltag, eine gegebene Situation einschätzen können. Lebendige Philosophie ist eine praktische Methode, erfolgreich, effizient und nachhaltig die jeweils wirksamen Kräfte zu entdecken, einzuordnen und zukunftsorientiert umzuwandeln. In den drei Modulen zu Grundfähigkeiten der Lebendigen Philosophie können Sie diese Fähigkeit ausbilden. Jedes Modul besteht aus einem Abendvortrag am Freitag und einem Tagesseminar am Samstag. Die drei Module können auch einzeln besucht werden.

1. Modul: Wirklich wahrnehmen
Vortrag: Freitag, 09.02.2024, 19–21 Uhr | Seminar: Samstag, 10.02.2024, 9:30–16 Uhr
Dozierende: Nadja Görz, M.A., und Peter Dellbrügger, Dipl.-Volkswirt und Musiker
2. Modul: Sich orientieren
Vortrag: Freitag, 12.04.2024, 19–21 Uhr | Seminar: Samstag, 13.04.2024, 9:30–16 Uhr
Dozierende: Fabian Warislohner, M.A., und Prof. Dr. Bernhard Schmalenbach
3. Modul: Souverän entscheiden
Vortrag: Freitag, 24.05.2024, 19–21 Uhr | Seminar: Samstag, 25.05.2024, 9:30–16 Uhr
Dozierende: Dr. Harald Schwaetzer und Paula Kühne Rendtorff, M.A.

Alle Veranstaltungen finden in Stuttgart statt; der genaue Ort wird noch bekannt gegeben. Details finden Sie in Kürze auf unserer Website.
Fragen und Anmeldung: Paula Kühne Rendtorff.

2. Philosophische Seminare für Unternehmerinnen und Unternehmer

MENSCHENBILD: Seminar am 25.11.2023 mit Wolfgang Gutberlet und Harald Schwaetzer
Wer als Unternehmerin oder Unternehmer tätig ist, den treiben Fragen um: Welche Ressourcen habe ich zur Verfügung? Wie kann ich sie effektiv einsetzen? Was ist mein Ziel? Und auch: Welche Idee hält das Unternehmen zusammen, so dass es erfolgreich sein kann? In philosophischer Sprache: Idee, Ziel, Kraft und Materie müssen zusammengeschaut werden für ein erfolgreiches und nachhaltiges Wirtschaften. Wie halte ich sie im Blick? Wie entwickele ich sie weiter? Dazu bietet die Vier-Ursachen-Lehre des griechischen Philosophen Aristoteles einen sehr modernen Ansatzpunkt. Sie lehrt, nicht nur auf das Objekt, das Unternehmen, zu schauen. Entscheidend ist vielmehr die Unternehmerin selbst als Mensch. Das Seminar wird diese Methodik erschließen und den Teilnehmenden eine Fähigkeit an die Hand geben, sich selbst im Verhältnis zur Unternehmung zu gestalten.

Unternehmerische Entscheidungen sind von unserem Verständnis des Menschen in der Welt, von unserer Wertegrundlage abhängig. Die Methodik von Aristoteles erlaubt es, ganzheitliche und innovative Entscheidungen für ein Unternehmen mit einer Reflexion dieser zumeist unbewussten Elemente zu verbinden. Sinn und Übung der Fähigkeit für das, was möglich und machbar ist: Je weiter und gefüllter der Horizont meines Verständnisses vom Menschen, desto reicher und kreativer meine unternehmerischen Fähigkeiten. Diesem Zusammenhang gehen der Unternehmer Wolfgang Gutberlet und der Philosoph Harald Schwaetzer in dem Tagesseminar nach.

ENTSCHEIDUNG: Seminar am 17.02.2024 mit Wolfgang Gutberlet und Johanna Hueck
Im Berufsleben und im persönlichen Alltag treffen wir ständig Entscheidungen, müssen sie treffen – manchmal unter großem Zeitdruck und hohen Anforderungen. Sie fallen mal mehr, mal weniger bewusst und ihre Auswirkungen betreffen uns mal stärker und mal weniger stark. Für die Kunst der Entscheidung ist Alternativlosigkeit das größte Hindernis. Deswegen müssen wir lernen, Alternativen zu erkennen oder zu bilden. Um Entscheidungen treffen zu können, muss ich für meinen Weg Ziele haben und eine Kenntnis von den Hindernissen, die auf den verschiedenen Wegen auftreten können.

Was bedeutet es, Entscheidungen zu treffen? Welche Kriterien für die Entscheidungsfindung gibt es? Wie können wir lernen, den Prozess der Erwägung des Entschlusses bewusster zu greifen und somit zu stimmigeren Entscheidungen zu kommen? Diese Fragen werden im Seminar zusammen mit dem Unternehmer Wolfgang Gutberlet und der Philosophin Johanna Hueck behandelt anhand von philosophischen Texten und Beispielen, die im Berufsalltag oder privat auftauchen.

Details finden Sie im Flyer.

3. Seminarreihe „Biografie und Musik“

2024 beginnt eine neue Seminarreihe zum Thema „Biografie und Musik“: Welche Gemeinsamkeiten bestehen zwischen Biografie und Musik und wie kann man für die Gestaltung des Lebens von der vertiefenden Beschäftigung mit der Musik lernen?

Im ersten Seminar, das am 20.01.2024 in Freiberg stattfindet, erkunden wir die Parallelen zwischen neuer Musik und moderner Biografie: Wo gibt es Ähnlichkeiten, wo kann uns der verstehende Umgang mit neuer Musik helfen, zeitaktuelle biografische Phänomene besser zu verstehen? Wir arbeiten mit praktischen Übungen aus der Biografiearbeit, mit musikalischen Übungen zum Hören sowie mit ausgewählten philosophischen Textauszügen. Musikalische Vorkenntnisse sind nicht erforderlich!

Geleitet werden die Seminare von Paula Kühne Rendtorff und Peter Dellbrügger, beide Mitwirkende in der Weiterbildung LEBENDIGE PHILOSOPHIE.

Fragen und Anmeldung: Paula Kühne Rendtorff.


Header: Begleitstudium

Letzter Aufruf: Begleitstudium Philosophie 2023/24

Unser philosophisches Studium generale für Auszubildende und Studierende (18–28 Jahre) beginnt im November – jetzt wäre die letzte Möglichkeit noch einzusteigen. Beim ersten Wochenende (03.–05.11.) des Jahreskurses geht es um die Aufgabe: Was sind Grundprobleme der Gegenwart und welche Fragen müssten wir beantworten, um sie angehen zu können? Dabei wird die Philosophie helfen: Wir lesen Texte von Hannah Arendt, Günther Anders und Heinrich Barth und widmen uns in einer Wahrnehmungsübung den Spuren ihres Philosophierens in der Gegenwart. Parallel findet auch das erste Wochenende des neuen Vertiefungsjahres statt: Mit den Teilnehmenden des Pionierjahrgangs 2022/23 beschäftigen wir uns mit der Suche nach einem menschlich verantworteten Verhältnis zu Natur und Technik. Der Schwerpunkt liegt auf Hans Jonas’ Ethik der Verantwortung und Martin Heideggers Technikphilosophie.

Warum ein Begleitstudium? Seit Jahrtausenden stellt sich die Philosophie Fragen nach dem Sinn, nach dem Ich, nach der Welt im Außen und im Innen. Sie kann mit ihren Schriften und Lehren helfen, das eigene Denken kennenzulernen, zu hinterfragen und in die menschliche Entwicklung einzuordnen. Das Begleitstudium ermöglicht so den Teilnehmenden einen Zugang zu den philosophischen Erkenntnissen der großen Denkerinnen und Denker. Am Ende des aus fünf Wochenenden bestehenden Kurses haben sie einen Rucksack gefüllt mit neuen Möglichkeiten und können ihr Denken immer wieder in Bewegung bringen, neue Optionen tun sich auf, die Gedanken werden lebendig. So entstehen in der gemeinsamen Arbeit Erkenntnisse für die eigene Biografie, die im Alltag, im Privaten und in Ausbildung und Studium wirksam werden können.

Einen Einblick in unsere Arbeit geben die kurzen Interview-Videos, die auf der Homepage zu finden sind. Sowohl Dozierende wie Teilnehmende des ersten Jahrgangs berichten dort von ihren Erfahrungen mit der Philosophie und dem Ablauf eines Seminarwochenendes.

Fabian Warislohner


„Grundprobleme der Gegenwart. Philosophieren im Anthropozän“: Seminar an der PH Weingarten

In diesem Wintersemester wird in zwei Blockveranstaltungen das Seminar „Grundprobleme der Gegenwart. Philosophieren im Anthropozän“ an der PH Weingarten stattfinden, durchgeführt von Dr. Johanna Hueck zusammen mit den Studierenden Charlotte von Bonin und Josef Stiegler, zwei ehemaligen Studierenden der Studiengangsinitative Selbstbestimmt Studieren.

Im Seminar behandeln wir einerseits philosophische Texte von Hannah Arendt und Günther Anders und stellen andererseits diejenigen Grundprobleme in den Vordergrund, die die Studierenden der PH Weingarten als die für sie vordringlichsten mit in die Veranstaltung bringen. Wir laden die Studierenden dazu ein, eine kleine Forschungsarbeit zu diesen Grundproblemen und den damit verbundenen philosophischen und ethischen Fragen durchzuführen, deren Ergebnisse im zweiten Block des Seminars präsentiert werden. Wir sind sehr gespannt auf die Begegnung mit den Studierenden der PH Weingarten.

Johanna Hueck


Abbildung: Cusanus, Figura paradigmatica

Cusanus-Kongress in Buenos Aires

Im August diesen Jahres fand der V. internationale Cusanus-Kongress von Lateinamerika statt, wie immer organisiert vom „Circulo de Estudios Cusanos de Buenos Aires“ mit seinen Direktoren Prof. Dr. Claudia D’Amico und Prof. Dr. Jorge Machetta, unterstützt von weiteren Kollegen und Kolleginnen vor Ort, insbesondere von Dr. José González Ríos. Internationale Mitveranstalter waren Prof. Dr. Gianluca Cuozzo und Dr. Antonio dall’Igna von der italienischen Cusanus-Gesellschaft und Dr. Harald Schwaetzer für die Kueser Akademie und die deutsche Cusanus-Forschung. Gegenstand des Kongresses war die cusanische Schrift „De coniectura“. Prof. Dr. Inigo Bocken (Leuven), der wohl profilierteste Kenner derselben, hielt den Eröffnungsvortrag. Zum Abschluss der Konferenz sprach Prof. Dr. Joao Maria André (Coimbra).

Die „coniectura“ bestimmt Cusanus als eine räumlich, zeitlich und individuelle perspektivische Erfassung der Wahrheit. Wahrheit ist für ihn aus dieser Sicht stets vertiefbar, bleibt aber Wahrheit. So wendet er sich gegen Konzepte von Beliebigkeit, von absoluter Wahrheit, aber auch von Wahrscheinlichkeit. Die konkrete Aktualität dieses Ansatzes war in vielen Beiträgen unmittelbar zu spüren.

Harald Schwaetzer


Header: KOIAS-Tagung

Atmosphären-Tagung in Japan

Am Kobe Institute for Atmospheric Studies (KOIAS) fand am 23.09.2023 die Tagung „Atmosphären in der europäischen Geistesgeschichte. Ein historischer Rückblick aus einer neuen Perspektive“ statt. Prof. Dr. Yuho Hisayama, Direktor des Instituts, Prof. Dr. Kazuhiko Yamaki, Prof. Dr. Henrieke Stahl sowie Dr. Harald Schwaetzer erschlossen erstmals in einem historischen Querschnitt frühere Verständnisse von Atmosphäre. Dabei zeigte sich, dass der historische Blick, von anderen Voraussetzungen bestimmt, sowohl in der Kosmologie wie vor allem auch in der Bedeutung der Zeit (und nicht nur des Raums) von solcher Gegenwartsrelevanz ist, dass eine weitere Zusammenarbeit der Beteiligten ins Auge gefasst ist. Hisayama und sein Institut gehören seit der Tagung auch zu den Kooperationspartnern des Philosophischen Seminars.

Harald Schwaetzer


Header: Neue Publikationen
  • Natur – Kunst – Freiheit. Rousseaus Genealogie der politischen Freiheit“, von Martin Bunte. Texte und Studien zur Europäischen Geistesgeschichte, Reihe B, Band 27, Münster 2023.
  • Der sterbende Lindenbaum – Zu Franz Schuberts ‚Winterreise‘“, von Tokihiko Umezu. Aus dem Japanischen übersetzt von Erika Herzog. Philosophie interdisziplinär, Regensburg 2023.
  • Kosmopolitismus“, Coincidentia, Band 14, Heft 1.
    Wolfgang Christian Schneider verabschiedet sich mit diesem Heft aus seiner langjährigen geschäftsführenden Herausgeberschaft der Coincidentia. Ab dem kommenden Band übernehmen Kirstin Zeyer, Johanna Hueck und Harald Schwaetzer gemeinsam die Geschäftsführung, wobei ihnen Schneider beratend zur Seite stehen wird. Die gemeinsam von der Kueser Akademie für Europäische Geistesgeschichte und dem PHILOSOPHISCHEN SEMINAR getragene Zeitschrift wird so in der bewährten Form fortgeführt.


Abbildung: Bursa Cusana

AUCH INTERESSANT: Die bursa cusana und das vielstimmige Zusammenleben

Vom 09. bis 11.02.2024 findet in Deventer (Niederlande) eine Veranstaltung zum Thema „Die bursa cusana und das vielstimmige Zusammenleben“ im Anschluss an Nicolaus Cusanus statt. Vor dem Hintergrund der Ideale der Devotio Moderna setzte sich Cusanus in seiner Zeit für das Gespräch zwischen verschiedenen Religionen und Kulturen ein. Der Gedanke der Vielstimmigkeit in der Gesellschaft soll auch in der Gegenwart die Menschen miteinander ins Gespräch bringen.
 
Organisiert wird die Lesungen, Live-Musik, interaktives Globus-Spiel, Vorträgen uvm. einschließende Veranstaltung vom Titus Brandsma Institute Nijmegen in Zusammenarbeit mit örtlichen Partnern. Die Tagungssprache ist niederländisch. Koordinator ist Prof. Dr. Inigo Bocken, Kooperationspartner des PHILOSOPHISCHEN SEMINARS (Kontakt).
 
Eingeladen sind u. a. Liebhaber Alter Musik, Interessierte an der Geschichte von Deventer und der Devotio Moderna sowie deren Bedeutung für die heutige Zeit, gesellschaftlich engagierte Menschen in Zeiten der Polarisierung, Studierende mit Interesse an sozial-politischen Fragestellungen, Interessierte an philosophischen Fragen und Spiritualität.