Newsletter Weihnachten 2024

von | 23. Dezember 2024 | Newsletter, Allgemein

Paul Klee: Über Bergeshöhe (1917)

Liebe Leserin, lieber Leser,

der an Heiligabend Geborene hat den Menschen eine besondere Erkenntnisart zugetraut. Davon zeugt folgender Vers aus dem Johannes-Evangelium:

„Nicht mehr nenne ich euch Diener,
weil der Diener nicht weiß,
was vollbringt sein Herr.
Euch aber habe ich Freunde genannt,
weil alles, was ich gehört habe von meinem Vater,
ich habe erkennen lassen euch.“
– Johannes 15,15 (Übersetzung von Harald Schwaetzer)

Diese Erkenntnisart kann man eine Freundes-Form der Erkenntnis nennen. In ihr fallen Erkennen und Vollbringen aus Freundessein mit dem göttlichen Logos in eins, wo sie in die Erscheinung tritt. Im Sinne dieses Verses ist sie ein täglich neu von ‚Freunden‘, nicht von ‚Dienern‘ zu erfüllender Schicksalsauftrag. Angesichts der Weltlage sind wir noch weit davon entfernt, ein solches geistiges Erkennen und freies moralisches Handeln in unseren Herzen zusammenzuführen. Intelligenz zeigt sich zumeist dienend mit Macht vereinigt und Lüge im Gewand der Moral. Weihnachtliches, hoffnungsvolles Philosophieren kann heißen, ein Freundessein zu erüben, um Festgedenken als ein echtes Denken willentlich entstehen zu lassen.

Nachfolgend berichten wir von den jüngsten Aktivitäten des Philosophischen Seminars und verweisen auf diejenigen Veranstaltungen im kommenden Jahr, für die Sie sich noch anmelden können. Wenn Sie mehr lesen möchten, klicken Sie einfach auf den Link, der Sie zum jeweiligen Artikel auf unserer Website führt.

Ein gesegnetes und lichtvolles Weihnachtsfest wünschen

Lydia Fechner und Harald Schwaetzer
im Namen der Mitarbeitenden des Philosophischen Seminars e.V.


AUS DEM LEBEN DES PHILOSOPHISCHEN SEMINARS

Noch bis zum 24. Dezember öffnet Paula Kühne Rendtorff täglich ein Türchen des Philosophischen Adventskalenders, um mit kleinen Zitaten einzuladen zu Denkpausen und ruhigen Momenten der Besinnung. Ausgehend von einem Zitat von Adalbert Stifter denkt Lydia Fechner darüber nach, wie das „Schimmern der Steine“ dem Lauten und Exzessiven unseres Alltags standhalten kann. Ihr Denklicht über das Staunen und Wundern möchte aufmerksam machen für das verborgene Große im Leben der Natur und des Menschen.

Mit ähnlichem Anliegen hat im Oktober die neue öffentliche Reihe „Überall Krise?!“ begonnen, über deren erste Veranstaltungen Sie einen Rückblick lesen können – nebst kleinem Ausblick auf den nächsten Termin in Stuttgart im Januar. Für das Begleitstudium Philosophie brachte der Jahresauftakt im November in vielerlei Hinsicht etwas Neues, nicht zuletzt 15 neue Teilnehmende und ein voll besetztes Vertiefungsjahr. Zudem möchten wir noch verweisen auf den ausführlichen Bericht unserer Teilnehmerin Saskia Klukkert von einer Exkursion nach Trier, die der Alumni-Jahrgang der Weiterbildung Lebendige Philosophie im Sommer unternommen hat. Dort sei zu erleben gewesen, „wie sich geschichtliche Entwicklungen bis in den Nerv gegenwärtig andauernder, gesellschaftlich prägender Haltungen ziehen“.

Unserem Kollegen Wolfgang Christian Schneider wird im kommenden Jahr eine Festschrift gewidmet sein, an deren Entstehungsprozess der Jubilar beteiligt ist, jüngst etwa bei einem Fest-Kolloquium in Bernkastel-Kues. Bereits im Erscheinen ist die neue Ausgabe der Coincidentia, die Beiträge eines Forschungsworkshops zu Ernst Cassirers Cusanus-Deutung in „Individuum und Kosmos“ versammelt. Zudem dürfen wir vermelden, dass Harald Schwaetzer eingeladen war, an der Universität Witten/Herdecke über die Begründung der abendländischen Psychologie bei Aristoteles zu sprechen.


VERANSTALTUNGSVORBLICK

Eine fortlaufend aktualisierte Übersicht über unsere Veranstaltungen finden Sie auf dieser Seite. Für die folgenden Kurse können Sie sich noch anmelden:

  • Vortrag & Seminar „Philosophieren am Abgrund: Friedrich Nietzsche und Richard Wagner im Gespräch zu Fragen der Gegenwart“
    24.–25. Januar, Stuttgart
  • Seminar „Adalbert Stifter: Die Mappe meines Urgroßvaters“
    28.–29. Januar, Stuttgart
  • Vortrag & Seminar „Die Veränderung beginnt in mir: Ein Übungsweg mit Martin Buber“
    14.–15. Februar, Fulda
  • Seminar „Lectio Cusana VII: De coniecturis/Mutmaßungen (Teil I)“
    14.–17. Februar, Bernkastel-Kues
  • Vortrag & Seminar „Wer bin ich?: Die Frage nach dem Ich in Selbstbildnissen der Moderne und in der eigenen Biographie“
    7.–8. März, Stuttgart